Bad Königshofen „Mit großem Vergnügen teile ich Ihnen amtlich mit, dass die Stadt Arlington beschlossen hat, mit Ihrer Stadt auf jede mögliche Art zusammenzuarbeiten. Wir sind bemüht, Ihnen Hilfe zu leisten, da wir überzeugt sind, dass auch Sie unseren Menschen helfen würden, wenn die Lage umgekehrt wäre. Unsere Menschen sind darauf bedacht, die Bande zwischen unseren beiden Ländern und im besonderen zwischen unseren beiden Städten zu festigen.
Inzwischen grüßen Sie Ihre Königshöfer von uns auf das beste, empfehlen Sie uns bitte Herrn Kurt Zühlke. Er hat auf uns während seines Aufenthalts einen sehr günstigen Eindruck gemacht: T.J. Vandergriff, Bürgermeister der Stadt Arlington/Texas/USA.“
Dieses Schreiben mag am 17.September 1951 im damaligen Stadtrat von Königshofen Begeisterung, aber auch Erstaunen ausgelöst haben. Eine mehrere tausend Kilometer entfernte Stadt in Texas übernahm eine Patenschaft, um der kriegsgeschädigten Bevölkerung von Königshofen im Grabfeld zu helfen. Die Schlüsselfigur dieser in unseren Tagen noch bestehenden, sicher ungewöhnlichen Freundschaft
zweier Städte, ist Kurt Zühlke, einst Stadtinspektor in Königshofen. Er war Anfang der fünfziger Jahre Teilnehmer einer dreimonatigen Studienreise nach Amerika. Bei seinem Aufenthalt lernte er über Frau Howel den Bürgermeister der Stadt Arlington, Tommy Vandergriff, kennen.
Vandergriff führte Zühlke in zwei einflussreiche Klubs, den „Lions-Klub“ und den „Rotary-Club“ sowie die „Baptistenkirche“ ein. Der Stadtinspektor berichtete von Königshofen, den dort lebenden Menschen, insbesondere den zahlreichen Flüchtlingen. Er erwähnte die erschwerten Lebensbedingungen durch die Ziehung der Zonengrenze und schilderte auch in Pressegesprächen die Lage in Deutschland. Damit steigerte er den Wunsch einflussreicher Persönlichkeiten in Arlington für die geschichtsträchtige Stadt eine Patenschaft zu übernehmen und Hilfstransporte anzukurbeln.
Eine ungewöhnliche Hilfswelle aus dem fernen Amerika rollte an und brachte den Menschen die dringend notwendige Hilfe. Noch heute sieht Kurt Zühlke die in Königshofen ankommenden großen Lastwagen vor sich, die mit viel Grün und Girlanden sowie dem Plakat „Arlington-Gift Welcomed at Königshofen“ geschmückt waren. Der Transport wurde von Persönlichkeiten aus Texas begleitet. Unmengen von Hilfsgüter, Kleider, Lebensmittel und sonstigen dringend notwendigen Gütern enthielt die Spendenlieferung. Die Aktion wurde weithin bekannt. Presse und Rundfunk berichten. Und auch die Zeitung im texanischen Arlington, „The Arlington Journal“, brachte Abhandlungen über Königshofen, seine Bevölkerung und die Hilfslieferungen. Noch heute erinnert sich Zühlke an den Medienrummel im Rathaus, wo die Kleider und unzählige große Kisten mit Hilfsgütern lagerten.
Jahrelang war es dann still geworden zwischen der beiden doch so ungleichen Städten. Bad Königshofen mit runden 3.000 Einwohnern auf der einen Seite, durch die Lage an der Zonengrenze an den Rand gedrängt, Arlington in Texas auf der anderen Seite, eine Stadt, in mehr als 230.000 Bürger gezählt werden. Eine entscheidender Schritt zur Intensivierung der Freundschaft, die seit den Hilfslieferungen immer wieder durch gegenseitige Besuche aufgefrischt wurde, gelang im Jahre 1988. Eine Delegation von Bürgen aus Bad Königshofen machte sich unter Leitung von Bürgermeister Wolfgang Mack auf den Weg, um Arlington einen ersten offiziellen Besuch abzustatten. Die Grabfelder erlebten unvergessliche Wochen. 36 Jahre nach der Hilfsaktion für Königshofen im Grabfeld standen sich die Bürgermeister beider Städte, Richard Greene und Wolfgang Mack, erstmals gegenüber.
„Endlich kann ich persönlich meinen Dank an die Bevölkerung von Arlington aussprechen“, sagte Bürgermeister Mack zu seinem Amtskollegen Green im Rahmen eines Empfangs des Stadtrats vor laufenden Fernsehkameras.
„Ich liebe Bad Königshofen!“ Diesen Spruch von Tommy Vandergriff werden die Bad Königshofener nicht vergessen. Er rief dies seinen Gästen aus Anlass der Grundsteinlegung des „Bad Königshofen-Parks“ zu. Die Herzlichkeit der texanischen Bevölkerung konnten wenige Jahre später Bad Königshofener erfahren, die unter Leitung von Bürgermeister Clemens Behr der offiziellen Übergabe des neuen „Bad Königshofen-Parks“ beiwohnten.
Durch die 1988 neugeknüpften Kontakte wurden die freundschaftlichen Verbindungen wieder wesentlich enger. Gäste aus Arlington besuchen Bad Königshofen und diese lassen bei Reisen in die USA Arlington mit Bürgermeister Richard Greene anlässlich der 1250 – Jahrfeier in Bad Königshofen. Damit hat sich der 1951 von Arlingtons Bürgermeister Tommy Vandergriff und Königshofens Stadtinspektor Kurt Zühlke ausgesprochene Wunsch erfüllt, nämlich die Bande zwischen beiden Städten nie abreißen zu lassen. Deutlich wird dies bei den diesjährigen Jubiläumsfeierlichkeiten Arlington und Bad Königshofen.